Rückblick auf die
Entstehungsgeschichte des Ski-Clubs Steinbach
von Karl-Heinz Weber
Ende der 60er Jahre wurde in unserem Ort das hiesige Vereinsleben überwiegend
vom Turn- und Sportverein, sowie der Freiwilligen Feuerwehr geprägt. Der TSV
hatte gerade die Vizemeisterschaft in der A-Liga Nord-West mit seinem Trainer
Horst Lißberg errungen. In Lißberg's Brust schlugen aber zwei Herzen: Das eine
dem Fußball, das zweite dem Skifahren.
In seiner Funktion als Skilehrwart des Hessischen Skiverbandes und der damit
verbundenen Fachkompetenz weckte er natürlich bei Vielen Interesse für den
" Weißen Sport". Bei einigen Familien im Ort war Skifahren bereits
zum festen Bestandteil Ihrer Urlaubsplanung geworden.
Im schneereichen Winter 1969/70 wurde eine lnteressenlawine für den Skisport
in Steinbach losgetreten.
Nachdem Ende Februar 1970 alle heil aus den Bergen zurückgekehrt waren und im
Gasthaus Kloft beim Frühschoppen Ihre Erlebnisse aus der Berg- und Skiwelt
austauschten, entstand der "Wunsch-Gedanke", selbst etwas auf die
Beine zu stellen. Ins Auge gefasst wurde das Gelände am Nordhang des
Krammelskopf, da dies sich als hervorragendes Skigebiet zu eignen schien.
Im März des Jahres 1970 erinnerte man sich bei einem Treffen in der Werkstatt
der Schreinerei Reichl an die gesprochenen Worte im Winter. Roland Reichl
wurde ständiger Antriebsmotor für das weitere Geschehen.
Rodungsarbeiten am Krammelskopf war die erste Arbeitsaktivität für Samstags.
Der Muskelkraft der Mannen um Arno Kring und Armin Philippus mussten Ginster,
Dornen und Gestrüpp weichen. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, um das
Skifahren in Steinbach zu ermöglichen.
Jetzt galt es nach Lösungen zu suchen, damit der Bergaufstieg nicht zu
beschwerlich würde. Nachdem man sich über die Gestaltung an den Skiorten in
Kirburg und Stein-Neukirch informiert hatte, entschied man sich für einen
Einsatz eines Traktors als Skilift. Da man keine finanziellen Mittel zu Verfügung
hatte, spendeten 38 Skifreunde je 20 DM zur Einrichtung eines ersten
Kassenbestandes. In Dillbrecht beim Bauer Ortmar Hässeler wurde ein geeignetes
Gerät gefunden, sodass für 300 DM ein Traktor der Marke Lanz erworben werden
konnte. Ein endlos gespleißtes Seil wurde von Karl-Heinz Weber und Rainer Kring
bei der Fa. Link aus Siegen für 300 DM eingekauft. Nun waren unsere
"Landmaschinentechniker" Arno Kring; Karl Nagel; Albert Franz und
Horst Bietz gefordert.
Nach recht umfangreichem Vorrichtungsbau in der Werkstatt von Wilfried Pulverich
und der Montage auf dem gerodeten Hang wurde die Inbetriebnahme mit Spannung
erwartet. Mit dem Ergebnis: Ohne Schnee okay, mit Schnee o weh.
Eine kleine Umhausung für den Traktor musste herbei, sodass hieraus auch
gleichzeitig eine Unterkunft ( die Skihütte ) entstand. Nachdem alle Voraussetzungen vorhanden waren, dachte man über ein Vereinsleben nach. Bei
diesen Überlegungen kam man dazu, dass es das Einfachste wäre, als
Unterabteilung des TSV Steinbach ins Vereinleben einzutreten. Aber nach mehreren
Gesprächen mit dem TSV-Vorstand konnte keine Einigung erzielt werden.
Nun sah man sich veranlasst, alle Ski-Interessenten am 8.Jan.1971 ins Gasthaus
Kloft zwecks Vereinsgründung zu versammeln, und somit den Ski-Club aus der
Taufe zu heben.
Der erste Vorstand setzte sich zusammen aus:
1. Vorsitzender |
Ulrich Schmidt |
2. Vorsitzender |
Franz Trojan |
1. Schriftführer |
Hans Wienrich |
2. Schriftführer |
Georg Auel |
1. Kassierer |
Karl-Heinz Weber |
2. Kassierer |
Dieter Kring |
Pistenwarte |
Arno Kring und Horst Bietz |
und erhielt den Auftrag,
dass der Club sich baldmöglichst
eine Satzung gibt und die Eintragung ins Vereinregister beim Amtsgericht
Dillenburg beantragt. Dies geschah auch im Laufe des Jahres. Nach dem
schneearmen Winter von 1971 suchte man nach Alternativen.
Artur Kunz und Ernst Binschek brachten Ihre Idee Grasski ein. In der
Dorfgemeinschaft konnte bei einigen das Lächeln über diese Idee nicht
verborgen werden ("Jetzt sind sie ganz übergeschnappt und warten auf grünen
Schnee!").
Aufgrund von 22 Grasskibegeisterten Mitgliedern wurde in der Gaststätte Kloft
im Beisein von Peter Nesselrath ( Hessischer Skiverband ) diese Abteilung ins
Vereinsleben integriert. Im Frühjahr hat man mit dem Training begonnen und sich
gleich bei Grasskirennen mit zum Teil guten Erfolgen bei stärkster Konkurrenz
beteiligt. Das erste Grasski-Rennen in Steinbach wurde jedoch mit 300 Zuschauern
ein voller Erfolg. Um aber die Lust des Skifahrens auf weißer Pracht zu
sichern, wurde eine Fahrt nach Sterzing ins Jaufental durchgeführt. Nach
anstrengender Busanreise mit 33 Teilnehmern kam man nach missglückter Einfahrt
ins Jaufental in der Pension Max Girtler an. Von dem erwarteten Schnee war
nichts zu sehen. Da aber die Pension über einen Schießstand im Keller verfügte,
fand man schnell einen Ausgleich am Schießsport und Hacker-Bräu.
Bis auf die Armverletzung unseres Forstgehilfen Klangfichte verlief die Fahrt
sehr harmonisch.
In der Jahreshauptversammlung vom 20.1.1973 wurde beschlossen, den Skilift mit
einem Elektromotor antreiben zu lassen. Franz Trojan wurde vom Vorstand als
Verantwortlicher für die Beschaffung und Berechnung eines solchen Motors
bestimmt.
Zur offiziellen Einweihung der Skihütte am 24.3.1973 wurde vom Vorstand
einladen. Arno Kring, der in Vorstandssitzungen stets für Feierlichkeiten plädiert
hat, konnte hierfür den Wirt des Gemeinschaftshauses zur Spende eines
Bierfasses überreden.
In dieser Tradition hat sich der Verein über die letzten 25 Jahre stetig
weiterentwickelt.
In der Hoffnung, dass dies auch so bleibt, bedanke
ich mich für die Aufmerksamkeit bei dieser kurzen
Entstehungsgeschichte und wünsche für die
Zukunft schneereiche Winter und Skiheil.
"Jetzt warten sie noch auf grünen Schnee" - Steinbacher Grasskiläufer wurden anfangs von vielen Leuten belächelt
Quelle: Haigerer Zeitung, 1996
HAIGER-STEINBACH (nic) - Als die Nachricht über die
Grasski-Planungen das Skiclubs im Dorf die Runde machte, blieb das Lächeln über
diese Idee der Brettl-Fans nicht aus. "Jetzt warten sie auf grünen
Schnee", war der Kommentar der Dorfbewohner zur Idee der Skiclubmitglieder.
Damals dürfte den Brettl-Fans nicht zum Lachen gewesen sein, konnten sie den
Erfolg Ihrer Idee doch noch nicht erahnen.
Am Wochenende ließen die Skihasen verschiedene Ereignisse aus einem
Vierteljahrhundert Vereinsgeschichte beim Festkommers, Tanzabend und Frühschoppen
Revue passieren. Zu einem der Höhepunkte der Jubiläumsfeierlichkeiten zählte
der Festkommers, bei dem Karl-Heinz Weber die Geschichte des SC Steinbach bei so
manchem der 150 Gäste im Dorfgemeinschaftshaus wieder lebendig werden ließ.
Dank der liebevollen, bis ins Detail einer Winterlandschaft nachempfundenen
Kulisse glaubte man sich auf der Rodelstrecke wie einst die Gründerväter vor
25 Jahren.
38 Mitglieder zählten zu den Brettl-Fans der ersten Stunde, die 1971 den
Skiclub aus der Taufe hoben. Bereits im ersten Jahr gingen die Vereinsmitglieder
daran, den Bürgern das Skifahren vor der Haustür zu ermöglichen. Nach der
Rodung am Krammelskopf wurde ein Schlepplift gebaut. Als Antriebsmittel diente
den Skibegeisterten ein Traktor, der allerdings seine Tücken hatte. "Ohne
Schnee o.k., mit Schnee, oh weh!" beschrieb Karl-Heinz Weber kurz aber
treffend die Macke des Zuggefährts. Bei schönem Wetter war der Traktor voll
funktionsfähig, aber sobald es regnete oder schneite, begannen die
Schwierigkeiten, die dann den Einsatz vieler helfender Hände erforderte.
Nach den schneearmen Wintern wurde die Idee des Grasski in die Tat umgesetzt.
Mit der Resonanz hatte man kaum gerechnet: Bereits 1972 wurde ein Grasskirennen
vor 500 Zuschauern und mit 100 Teilnehmern im Rahmen des Hessenpokals
ausgetragen. Dabei belegten der heutige Vorsitzende Sieghard Reichl, Arthur Kunz
und Rüdiger Franz vordere Plätze. 1974 nahm der Verein die erste selbstgebaute
Zeitmessung in Betrieb, Ende der 70er Jahre wurde eine Pistenwalze angeschafft.
Erste Stadtmeisterschaften
Im Februar 1981 wurde die erste Alpine Stadtmeisterschaft ausgetragen, 1984
wurde in eine Pistenraupe investiert. Im Zeitraum von 1980 bis 1989 war die Blütezeit
des Vereins, es zählten rund 300 Mitglieder zum Verein, heute sind es immerhin
noch 180. Im gleichen Zeitraum waren die Brettlfans auch bei Um- oder Neubauten
der Anlagen aktiv: Die Flutlichtanlage wurde aufgestellt, die Skihütte
erweitert und teilweise erneuert.
Ab 1981. konnte auch unter Anleitung dem Skivergnügen nachgegangen werden.
Sportliche Erfolge blieben nicht aus: von 1980 bis 1983 wurde Sabine Kring
gleich dreimal in Folge deutsche Grasski-Meisterin. 1982 holte der Skiclub die
Hessische Mannschaftsmeisterschaft. 1987 richtete der SC Steinbach die Deutschen
Grasski-Meisterschaften für Jugend und Senioren aus. In den Jahren 1989 und
1993 verzeichneten der mehrmalige Hessenmeister Birger Krlng sowie Mario Moos,
Gregor Schmidt und Bianca Kring beachtliche Erfolge.
Das sich die Vereinsmitglieder auch heute noch um das kümmern, was vor 25
Jahren durch die Gründer begonnen wurde, hob Bürgermeister Dr. Gerhard Zoubek
in seinem Grußwort hervor. Er lobte die sehr gute Jugendarbeit und betonte, dass
die Entscheidung vor einem Vierteljahrhundert die richtige gewesen sei. Aus der
Not (kein Schnee) habe man eine Tugend gemacht (Grasski), würdigte Zoubek.
"Lassen Sie sich nicht von schneearmen Wintern von lhrem Hobby
abbringen"; mit diesen Worten gratulierte Pfarrer Martin Bräuer dem SC.
"Im Club herrscht frischer Schwung, lobte Heinz Zaude, Vorsitzender des
Skibezirks 5 im hessischen Skiverband, der gleichzeitig auch die Glückwünsche
der Vertreter des deutschen Skiverbandes und des Sportkreises 15 überbrachte.
Zu den Gratulanten gehörten nicht nur die Ortsvereine; dem Jubiläumsabend gaben die Sänger des MCV Concordia aus Haigerseelbach mit Ihren Beiträgen die
festliche Note.